Im Tod sind alle gleich, oder?
ECHTE WIENER GEHEN NIE UNTER.
Karli Sackbauer alias Klaus Rott erzählt, wie er seinen Vater vor einem wirtschaftlichen Fehler bewahrte und warum eine gute Geschäftsidee erfolglos blieb.
Beim Tod vom Schani Onkel hat es damals
ein Riesenremasuri wegen dem
Grab gegeben. Also, ich mach es kurz:
Am Zentral ist ein Grab, das Sackbauer
Grab, da sind die Eltern vom Papa drin, also
meine Großmutter und der Rotationsopa. Zu
dem hab ich immer so gesagt, weil der Papa
gemeint hat, wenn der wissen würde, was ich
für ein Trottel bin, tät‘ er im Grab rotieren. Vom
Hirn her war es logisch, dass der Schani in dieses
Grab reinkommt. Der Papa aber hat gesagt:
„Nein, das komm nicht in die Frage“, denn er
will selber bei seinen Eltern liegen will,
und die Toni soll auch einmal bei ihm
liegen, und wenn der Schani in dem
Grab ist, dann ist nicht genug Platz. Ich
hab dem Papa dann erklärt, dass sich
das nicht rechnet. „Der Schani hat
keine Kinder. Oder glaubst du, dass er
jetzt noch welche kriegt?“ Und, oh Wunder, der
Papa hat eingesehen, dass ein neues Grab ein
wirtschaftlicher Schwachsinn ist und hat nachgegeben und ich hab ihm eine Idee gestohlen.
Restplatzbörse. Der Papa hat nämlich, wie er Betriebsrat war, seine Kollegen dazu gebracht Fahrgemeinschaften zu bilden. Daran hab ich mich erinnert und habe die Idee Fahrgemein-schaft sozusagen friedhofsmäßig adaptiert: Liegegemein-schaften. Dass sich die Leute zusammentun, die einmal allein in einem Grab liegen täten – oder Angehörige von allein liegen-den Onkeln und Tanten, wie der Schani Onkel einer war. Eine Art „Grab-Restplatzbörse“ hab ich mir vorgestellt. Ich hab die Idee nicht schlecht gefunden. Der Papa hat gesagt: „Typisch Karli!“ Was heißt „typisch Karli“, es war ja praktisch seine Idee. Beim heutigen Verkehr da bist du ja auch praktisch mit einem Fuß im Grab – bei mir liegen sie als Ganzer drin. Was hab ich gemacht? Ich habe Inserate aufgegeben, im „Basar“ und so, und es hat sich nicht schlecht angelassen. Es haben sich Interessenten gemeldet und auch Anbieter von Grabplätzen. Dann aber hat sich die Geschichte gespießt. Es ist nämlich komisch: Leute, die sich als Lebendiger zu wildfremden Leuten in ein Auto setzen, werden als Toter heikel. Der eine hat gesagt: „Nein, in einem Grab mit alten Frauen will ich nicht liegen.“ Ein anderer wieder hat gesagt, er will nur in einem Grab liegen wo Männer drin sind. Einem Dritten haben wieder die Namen der Grabkollegen nicht gepasst. Das schaut vielleicht wirklich teppert aus, wenn auf einem Grabstein steht: Hier ruhen Sven Hansen und Maria Woprschalek. Man sagt: „Im Tod sind alle Menschen gleich!“ Ja, von wegen. Da kommen sie erst drauf, wie verschieden sie waren, und was besonderes sie gewesen sind. Mit einem Wort: Meine „Grab-Restplatzbörse“ - außer Spesen nichts gewesen.